Austrian Anadi Bank AG

Einst unter dem Namen Hypo Alpe-Adria-Bank AG bekannt, wurde die vormalige österreichische Banktochter der Hypo Alpe-Adria International AG in der Hauptversammlung vom 16. Juni 2014 auf Austrian Anadi Bank AG umgeändert. Die neue Bezeichnung leitet sich vom Eigentümer, dem britisch-indischen Geschäftsmann Dr. Sanjeev Kanoria ab, der die Bank samt ihrer 14 Filialen in Kärnten sowie Niederlassungen in Salzburg und Wien im Dezember 2013 kaufte. Um 65,5 Millionen Euro hat die Anadi Financial Holdings Pte. Ltd neben dem österreichischen Filialnetz, auch das Emissionsrecht für Pfandbriefe sowie eine europäische Banklizenz erworben.

Die Austrian Anadi Bank beschäftigt 433 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neben traditionellen Geschäftsbereichen Privat- und Firmenkunden wie auch “Public Finance”, sieht die Bank besondere Wachstumschancen in der Arena der Finanzierung und Beratung von Handels- und Geschäftsbeziehungen zwischen europäischen und indischen Unternehmen. Bei der Vertragsunterzeichnung hob der Investor ganz besonders seine Bekenntnis zur Region und die Entwicklungspotentiale der Hypo in Kärnten hervor.

Dass die Bank weit unter ihrem Buchwert – 150 Millionen Euro – verkauft werden musste, ist dem Aufsichtsratsvorsitzenden Johannes Ditz zufolge den monatelangen Diskussionen über die Hypo zuzuschreiben. Laut ihm wurde die Bank schlichtweg “kaputt geredet”. Denn die Österreich Tochter galt schon zu diesem Zeitpunkt als profitabel und konnte bereits zum zweiten Mal in Folge bei einer Bilanzsumme von 3,8 Milliarden Euro 2012 einen Gewinn von 17 Millionen Euro erwirtschaften.

Geschichte der Hypo Alpe-Adria

Anfänge der Kärntner Landes-Hypothekenanstalt

Das Land Kärnten gründete die Bank 1896 als Landes-Hypothekenanstalt. Zur damaligen Zeit hatte jedes österreichische Bundesland eine eigene Landes-Hypothekenanstalt. Zu ihren Hauptaufgaben gehörten die Finanzierung öffentlicher Institutionen, die Begebung von Hypothekenpfandbriefen, das Wohnbaugeschäft sowie Kommunalobligationen. Zusätzlich kam im Jahr 1920 das Spareinlagengeschäft hinzu. Die Landes-Hypothekenanstalt wurde 1924 zu einem öffentlich-rechtlichen Kreditinstitut, für welches 1928 das Land Kärnten die volle Haftung übernahm. Ab 1929 war sie die einzige Zahlstelle des Landes.

Umbau zur Firmengruppe

Ehemaliger Hypo Alpe Adria Hauptsitz in Klagenfurt, erbaut 2002 nach Plänen von Thom Mayne

Ehemaliger Hypo Alpe Adria Hauptsitz in Klagenfurt (© JJ55, via Wikimedia Commons)

Auf die 1980 erfolgte Umbenennung in Kärntner Landes-Hypothekenbank, etablierte sich die Bank 1982 als Universalbank. Der bankgeschäftliche Betrieb wurde 1991 anschließend in eine neugegründete Aktiengesellschaft namens Hypo Alpe-Adria-Bank International AG eingebracht. Die Bank selbst setzte ihre Tätigkeiten als öffentlich-rechtliche Holding mit dem Namen Kärntner Landesholding bzw. Kärntner Landes- und Hypothekenbank Holding weiter fort.

Neben dem Land Kärnten beteiligte sich 1992 auch die Grazer Wechselseitige Versicherung als zweiter Aktionär mit einem Anteil von 48 %. In jenem Jahr lag die Bilanzsummer bei 1,87 Milliarden Euro. Wolfgang Kulterer, der den Vorstandssitz der Bank übernahm, trieb gemeinsam mit Vorstandskollegen Jörg Schuster beharrlich die Expansion voran. Das Institut wurde 1995 in Hypo Alpe-Adria-Bank AG umgewandelt und 1999 fand die Eröffnung des modernen Hypo Alpe-Adria-Zentrums am Alpe-Adria-Platz in Klagenfurt statt. Die Bilanzsumme lag 2005 bei 24,23 Milliarden Euro.

Hypo Alpe-Adria seit 2006

Der Firmenname wurde 2006 erneut geändert – in Hypo Group Alpe-Adria. In diesem Jahr übernahm der Vizechef der GraWe, Siegfried Grigg, die Führung der Bank und löste damit Wolfgang Kulterer ab. Letzterer war nach Turbulenzen im Zusammenhang mit den Spekulationsverlusten der Bank im Ausmaß von 328 Millionen Euro zurückgetreten. Die Haftungen, die das Bundesland Kärnten für die Hypothekenpfandbriefe übernommen hatte, erreichten um diese Zeit einen Höchststand von etwa 24,7 Milliarden Euro.

Ab Dezember 2006 beteiligte sich die Investorengruppe um den deutschen Vermögensverwalter Til Berlin bzw. die luxemburgische Berlin & Co. Capital S.a.r.l.  an der Hypo Group Alpe-Adria. Vermutlich stammte das Geld größtenteils von reichen deutschen und österreichischen Familien. Die Beteiligungsverhältnisse waren von da an wie folgt aufgeteilt: Kärntner Landesholding 44,91 %, GraWe 41,45 %, Berlin & Co. 9,09 % sowie die hauseigene Mitarbeiterstiftung 4,55 %. Im Mai 2007 übernahm BayernLB eine Mehrheitsbeteiligung von 50 % an der Hypo Group Alpe-Adria und bezahlte dafür über 1,6 Milliarden Euro. Daraufhin wurde Berlin Vorstandsvorsitzender der Bank.

Im Dezember 2008 bekam die Hypo Group Alpe-Adria eine “Finanzspritze” in Höhe von 900 Millionen Euro vom Bundesministerium für Finanzen. Das Partizipationskapital stammte aus dem Bankenhilfspaket der Republik Österreich, deren Erhalt die Hypo dazu verpflichtete, in Gewinnjahren annuell 8 % Dividende zu bezahlen wie auch einige Auflagen einzuhalten. Im November 2009 stellte sich heraus, dass die Bank erneut Kapital von außen brauchte, wobei diesmal von mindestens 1,5 Milliarden die Rede war.

Verstaatlichung

Nach einer nächtlichen Marathonsitzung am 14. Dezember 2009, bei welcher der österreichische Finanzminister Josef Pröll, Staatssekretär Andreas Schieder, Vertreter der BayernLB sowie der Kärntner Landeshauptmann Gerhard Dörfler und Vertreter der GraWe anwesend waren, einigte man sich auf eine Komplettübernahme der Bank durch die Republik Österreich zu einem symbolischen Preis von vier Euro. Am 23. Dezember 2009 genehmigte auch die EU-Kommission die Verstaatlichung durch Österreich und gab gleichzeitig bekannt, dass die Bank bis Ende März 2010 der EU einen Umstrukturierungsplan vorzulegen habe.

Aufgrund von Anzeigen des Nationalratsabgeordneten Stefan Petzner, wurden von der Staatsanwaltschaft Klagenfurt Ermittlungen gegen zwölf an den Verstaatlichungsverhandlungen beteiligten Personen wegen Verdachts der Bilanzfälschung, Untreue und des Amtsmissbrauchs eingeleitet. Unter den Verdächtigen befanden sich unter anderem Ex-Minister Pröll, Finanzprokuraturpräsident Peschorn und Ex-Bankchef Franz Pinkl.

Finanzaffären um die Hypo Alpe-Adria Bank

Finanzaffären bei der Hypo Alpe-Adria wurden von den Medien bereits seit 2004 eingehend thematisiert. Laut Berichten reichen diese von dubiosen Liegenschaftsverkäufen und Verdacht der Geldwäsche bis hin zu mangelnder Einhaltung von Sorgfaltspflichten.

Spekulationsverluste und gefälschte Bilanzen

Im Verlauf des Jahres 2006, nachdem schon die BAWAG-Affäre in der österreichischen Öffentlichkeit hohe Wellen geschlagen hatte, wurden auch im Zusammenhang mit der Hypo Alpe-Adria-Bank Verluste durch Risikospekulationsgeschäfte in der Höhe von etwa 328 Millionen Euro bekannt. Im

Spekulationsverluste und gefälschte Bilanzen der Hypo-Alpe-Adria Bank werden aufgedeckt.

April 2006 wurde die Hypo Alpe-Adria-Bank wegen Bilanzfälschung von der Finanzmarktaufsichtsbehörde angezeigt. Daraufhin trat der bisherige Vorstandsvorsitzende Wolfgang Kulturer zurück. Bei einer Verhandlung vor dem Klagenfurter Landesgericht bezeichnete er die falsche Bilanzierung als “ökonomisch richtig, aber rechtlich unrichtig” und bekannte sich schuldig.

Im Jänner 2010 kam heraus, dass die Hypo bei weiteren Spekulationsgeschäften in der Steueroase Jersey hunderte Millionen Euro verlor. In den Jahren 2001 und 2004 hätte die Bank jeweils 75 Millionen Euro an dafür bestimmtem Kapital auf den Kanalinseln aufgenommen, hieß es in den Medien.

Zudem hatte die Hypo gemeinsam mit der Deutschen Bank 2007 die HB International Credit Management mit 400 Millionen Euro ausgestattet. Dazu gesellten sich Verluste aus der Pleite von Lehman Brothers sowie dreier isländischer Banken, in deren Produkte Investitionskapital geflossen war.

Project Knox: Insider-Geschäfte beim Verkauf an die BayernLB?

Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vom Jänner 2010, soll die Investorengruppe um Tilo Berlin beim Erwerb des 9,09 % Anteils der Hypo Group Alpe-Adria bereits gewusst haben, dass die BayernLB die Bank wenig später zu einem höheren Preis übernehmen wird.

Wer genau zu den Investoren gehörte, die sich am sogenannten Project Knox von Berlin & Co. S.a.r.l. beteiligt hatten, ist bis heute nicht zur Gänze geklärt. Laut einem Hypo-Mitarbeiter sollen es 47 Kapitalgeber gewesen sein, darunter auch der ehemalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser, berichtete das Nachrichtenmagazin Format. Dieser soll sich mit einer halben Million Euro über die Schweizer Treuhandgesellschaft Ferint AG noch während seiner Amtszeit beteiligt haben, ohne es dem Präsidenten des Rechnungshofes gemäß dem Unvereinbarkeitsgesetz zu melden. Zwar ließ dies Grasser umgehend durch seinen Anwalt dementieren, doch später konnte Format mittels eines vertraulichen Prüfberichts der Oesterreichischen Nationalbank seine Geschäfte im Detail nachweisen.

Verdacht auf versteckte Parteienfinanzierung

Mehrere Millionen Euro sollen beim Verkauf der Hypo an die BayernLB sowohl an die Freiheitlichen in Kärnten sowie die ÖVP geflossen sein. Dabei sollen die Freiheitlichen 27 Millionen Euro, die ÖVP circa 13 Millionen Euro erhalten haben.

Das Land Kärnten übernahm unter dem damaligen Landeshauptmann Jörg Haider für die Bank eine Haftung, deren Höhe sich auf circa 24,7 Milliarden Euro belief. Dies übersteigt das Kärntner Landesbudget ums Achtfache. Das Land erhält dafür allerdings jährlich eine Haftungsprovision, weshalb 2003 das Land Kärnten auch 8,2 Millionen Euro von der Hypo bekam. Im Zeitraum 2002 bis 2007 lukrierte Kärnten auf diese Weise eine Summe von 48 Millionen Euro. Kärnten ließ sich bis 2010 die Haftungsprovisionen in einem Schlag von der Bank vorstrecken und zahlte damit einen Kredit von der Hypo in Höhe von 58 Millionen Euro ab. Laut den Grünen sollen 20 Millionen Euro davon für den Wahlkampf der “Großparteien” verwendet worden sein.

Als die Vorgänge ans Tageslicht kamen, löste dies Entsetzen aus. Bundespräsident Heinz Fischer sprach von einem “politischen Sumpf”.

Benjamin Graham

Eine Investition ist eine Transaktion, die nach eingehender Analyse Kapitalschutz und eine angemessene Rendite verspricht.

Faule Kredite: Styrian Spirit, Projekt Skiper und Co.

Der Abbauteil der Hypo betrug 2013 zehn Milliarden Euro. Der Großteil davon wurde durch faule Kredite verschuldet, welche hauptsächlich in Osteuropa, aber auch in Österreich ohne entsprechende Bonitätsprüfungen bzw. Sicherstellungen leichtfertig vergeben worden sind.

So wurde 2005 – trotz Warnungen vor der heruntergekommenen Finanzlage des Unternehmens –, zwei Millionen Euro Kredit an die Fluglinie Styrian Spirit vergeben. Nach der finanziellen Bruchlandung der Styrian Spirit, blieb die Hypo auf zwei Millionen Euro Schaden sitzen. Laut Kulterer soll dies im Auftrag des verstorbenen Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider geschehen sein, der mit der regionalen Fluglinie die Kärntner Ökonomie beleben wollte.

Doch auch Günter Striedinger wird nachgesagt mit einigen zweifelhaften Kreditvergaben zum Vermögensverfall bei der Hypo beigetragen zu haben. Als Mastermind für Kroatien war er ab 2000 insbesondere für Großprojekte wie die Hotelanlage Skiper in Savudrija in Istrien, das Tourismusprojekt Jaklan oder die Finanzierung der kroatischen Firmen Darija und AB Maris zuständig, welche wegen Verdachts krimineller Machenschaften ins Visier der Ermittlungsbehörden kamen.

Schuldenerlass für FPÖ-Politiker

Für einen weiteren Skandal sorgte der Erlass von umgerechnet 2,18 Millionen Euro Schulden an den FPÖ-Nationalrat Heinz Anton Marolt. Aufgrunddessen verdächtigte man Kulterer der Untreue und leitete 2010 gegen ihn ein Ermittlungsverfahren ein, welches 2014 mangels Beweisen eingestellt wurde.

Immobiliendeals

Die Bank musste sich im Zuge der Restrukturierung von ihrem extensiven Immobilienportfolio trennen. Der Ankauf des Schlosses Velden durch Wolfgang Kulterer und Jörg Haider im Jahre 2005 war wohl einer der spektakulärsten Deals. Aus dem leer stehenden Wörtherseejuwel wollte man eine 5-Stern-Deluxe-Herberge machen. Mehr als 120 Millionen Euro wurden von der Bank in die Umbauarbeiten und den laufenden Hotelbetrieb gesteckt.

Geisterschiffe

Ebenso die sogenannten “Hypo-Geisterschiffe” in der Adria sorgten für Schlagzeilen. Der CSI zufolge soll jedes fünfte von der Hypo finanzierte Schiff verschwunden sein. Mit der Zeit klärte sich allerdings deren Finanzierung und Verbleib: von 2000 Yachten blieben zum Schluss nur mehr zwölf unauffindbar.

Verhandlungen mit der EU

Österreich unter Zeitdruck

Die EU sieht in verstaatlichten Banken eine Wettbewerbsverzerrung, weshalb sie Fristen für eine Reprivatisierung sehr knapp ansetzt. Aus diesem Grund sorgte der Zeitplan für die notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen auch für Probleme mit der Europäischen Union. Laut EU-Wettbewerbskommissar begann die fünfjährige Frist für die Reprivatisierung bereits 2008 zu laufen, als die Bank noch unter Bayern zum ersten Mal um Staatshilfe ansuchte. Für den “Notverkauf” der Tochterbanken sowie die rasche Zerschlagung war eine Deadline im Jahr 2013 angesetzt.

Im Worst-Case-Szenario würde eine Zerschlagung circa 16 Milliarden Euro kosten. Die Bank müsste alle Staatshilfe refundieren, auf die Garantien des Bundes verzichten wie auch Notverkäufe durchführen, womit ein operatives Geschäft nicht mehr möglich und eine Liquidation unausweichlich wäre.

Der im September 2013 vom Bundesministerium für Finanzen übermittelte Restrukturierungsplan entsprach schließlich  den geltenden EU Beihilfevorschriften. Der Verkauf der österreichischen Tochtergesellschaft ging bereits 2013 über die Bühne, für das Netzwerk der südosteuropäischen Banken hatte die Hypo bis Juni 2015 Zeit.

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