Als Emerging Markets bezeichnet man die Aktienmärkte der sogenannten Schwellenländer. Diese wurden früher als “Entwicklungsländer”, “die Armen”, “dritte Welt” oder “der Süden” bezeichnet. Später hatte jemand die großartige Idee, sie als die Emerging Markets, also aufstrebende Märkte zu benennen, was eine völlig andere Bandbreite an Assoziationen weckt. Vor allem aber verspricht dieser Terminus Wachstum, und das ist auch das, was im Endeffekt schließlich eintraf.
Dr. Mark Mobius gewährt im Film Let’s Make Money den einen oder anderen Einblick in die Welt der Emerging Markets-Fonds. Er selbst ist Investor, Fondsmanager sowie Präsident der Templeton Emerging Markets. Das Unternehmen verwaltet mit über 50 Milliarden US-Dollar den weltweit größten Emerging Markets-Fonds.
Zu den Emerging Markets werden die Aktienmärkte Osteuropas, Afrikas, Lateinamerikas sowie von Teilen Asiens gezählt. Verglichen mit den Kapitalmärkten der Industrieländer, herrschen auf diesen Schwellenmärkten sichtlich höhere Wachstumsraten vor. Zumeist sind sie aber weniger liquide, sodass die Entwicklung der Kurse durch größere Wertpapierkäufe bzw. -verkäufe stärker beeinflusst werden kann.
An der Johannesburger Börse standen beispielsweise 2005/2006 Zuflüssen von 1,1 Billionen Dollar Abflüsse von 890 Milliarden US-Dollar gegenüber, was für das Jahr 2006 einen Nettokapitalfluss von 220 Milliarden US-Dollar ausmacht. Gemessen am Jahr 2000 bedeutet dies eine Verdreifachung! Dennoch korreliert diese Bereicherung nicht mit der Verteilungswirkung, denn zwischen 1996 und 2005 hat sich die Zahl der armen Bevölkerung in Südafrika mit 4,2 Millionen verdoppelt. Scheinbar gehen die Finanzmarktprofite an diesen Teilen der Allgemeinheit vorbei.
Mobius fügt im Film hinzu: “Ich glaube nicht, dass ein Investor verantwortlich ist für die Ethik, für die Verschmutzung oder das, was eine Firma verursacht, in die er investiert. Das ist nicht seine Aufgabe. Seine Aufgabe ist zu investieren und Geld für seine Klienten zu machen. Wenn wir von Emerging Markets sprechen, dann sprechen wir von wirklich hohem Wachstum. Wachstum ist das, was uns alle interessiert. Das war der Grund, warum wir überhaupt in Emerging Markets investiert haben.”
Ein weiteres Paradebeispiel ist Simbabwe: Während sich die Bevölkerung gegen Hyperinflation und Armut behaupten muss, boomt die Börse wie nie zuvor und die Aktienkurse erleben einen rascheren Höhenflug als die Preise. Schon seit einigen Jahren gehört die Börse des Landes zu den am stärksten prosperierenden Börsen sowohl in Afrika als auch den restlichen Schwellenländern. Das Interesse der Investoren ist immens, sodass man von einer regelrechten “Simbabwe-Euphorie” sprechen kann. Das Klientel setzt sich aus Hedge-Fonds, Afrikafonds, Emerging Market-Fonds wie auch Einzelkunden zusammen.
Anschließend zitiert Mobius einen berühmten Ausspruch: “Am besten kauft man dann, wenn das Blut auf den Straßen klebt. Ich sage noch dazu: Auch, wenn es dein eigenes ist. Denn, wenn es Krieg und Revolution gibt, politische Probleme und Wirtschaftsprobleme, dann fallen die Preise von Aktien. Leute, die an diesem Tiefpunkt kaufen, machen eine Menge Geld.”
Nach großen Finanzkrisen in Mexiko 1994, Ostasien 1997, Russland 1998, Brasilien 1999, der Türkei 2000 und Argentinien 2001/2002, trifft es nun auch die USA. Hauptbetroffen sind immer die Armen und Lohnabhängigen. Schätzungen zufolge, sollen die Banken- und Finanzkrisen zwischen 1983 und 2008 das Einkommen in den Entwicklungsländern um circa ein Viertel reduziert haben.